Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Anja Herrenbrück, Jean-Boris Szymczak
Eurydikes Beichte
Komposition: Anja Herrenbrück, Jean-Boris Szymczak
Regie: Anja Herrenbrück, Jean-Boris Szymczak
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Jördis Triebel Eurydike Carsten Wilhelm Baudelaire
L’ennui, das französische Wort für Langeweile
und Überdruss, wird im Frankreich
des ausgehenden 19. Jahrhunderts
zum Inbegriff eines Lebensgefühls.
Charles Baudelaire nennt es in Die Blumen
des Bösen einen „grässlichen Dämon“,
der die „Welt im Gähnen verschlingt“
und erklärt es zum Ausdruck
der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben
und genereller Stagnation. Eine Bewegungsstarre,
die auch die Protagonistin
in Eurydikes Beichte befallen zu
haben scheint. Sie starrt auf einen Riss in
der Wand, in dem sie verschwinden
möchte. In ihrem Inneren entspinnt sich
ein Monolog, angeschoben von Baudelaires
Vorwort zu den Blumen des Bösen,
der gleichermaßen bestimmt ist von Verzweiflung
wie von Trotz. Keine Geschichte
wird hier erzählt – obwohl sich im Hintergrund
Geschichten abspielen. Die Welt
außerhalb bleibt diffus. Die Aussagen
Baudelaires und die Selbstvergewisserungen
der Frau geistern zwischen dem
Riss in der Wand und einem zum Beichtgitter
mutierenden Laptop hin und her.
Weitere Informationen
Anja Herrenbrück, geb. 1974 in Neuhausen/
Niedersachsen, arbeitet als Autorin und Regisseurin.
Bisher produzierte sie die Hörspiele »Küsse, Bisse. Eine Hommage an
Kleist« (mit Christian Ogrinz, Autorenproduktion
2011, ARD PiNball Award) und »Frontfoto«
(WDR 2012).
Jean-Boris Szymczak, geb. 1970, ist Tonmeister
und Komponist. Er betreibt das Studio P4 in
Berlin und arbeitet als Dozent an der Universität der Künste
Berlin im Studiengang Sound Studies.

Produktions- und Sendedaten
- Anja Herrenbrück / Jean-Boris Szymczak 2014
- Erstsendung: 02.11.2015 | Bayern 2 | 20:03 Uhr | 53'14