Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Josef Benno Sailer, Andreas Ammer

The King is Gone.

Des Bayernkönigs Revolutionstage
Nach einem zeitgenössischen Text von Josef Benno Sailer

Vorlage: Des Bayernkönigs Revolutionstage (Bericht)
Bearbeitung (Wort): Andreas Ammer, Markus Acher, Micha Acher
Komposition: Markus Acher, Micha Acher

Realisation: Andreas Ammer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Friedrich AniKönig
    Eva LöbauPrinzessin
    Judith HuberPrinzessin
    Wowo HabdankFahrer Tiefenthaler
    Sonstige Mitwirkende
    Jörg Siegeler

    Musik: Evi Keglmaier (Viola; Toy Piano), Mathias Götz (Posaune; Percussion; Glockenspiel), Micha Acher (Orgel), Markus Acher (Schlagzeug; Marimba)

    Ensemble: Die Hochzeitskapelle

Tröööt. Die Revolution bricht los, die „Hochzeitskapelle“ spielt Blasmusik, der letzte König ist traurig und packt seine Zigarren. Irgendjemand singt die Internationale. Und Karl Marx bekommt plötzlich doch recht: „Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre Komödie.“

Die wichtigste Quelle des Hörspiels ist ein obskures braunes Heftchen eines gewissen Josef Benno Sailer, das 1919 – kurz nach der Räterevolution in München – erschien und von Carl-Ludwig Reichert in der Publikation Umsturz in München (1988) in Erinnerung gebracht worden ist. Sailer schildert dem Volk minutiös „Des Bayernkönigs Revolutionstage“. Bei einem Spaziergang im Englischen Garten wird der letzte bayerische König Ludwig III. von einem freundlichen Untertan darauf aufmerksam gemacht, dass Revolution sei: der König möge sich lieber auf die Flucht vor der Räterepublik begeben.

So nimmt die Komödie ihren Lauf: Das königliche Automobil im Marstall ist noch aufgebockt. Die Straßen Münchens sind mit Revolutionären verstopft. Die Reise endet wiederholt im Straßengraben. Die Prinzessinnen auf dem Rücksitz sind hungrig. Nacht und Nebel brechen ein. Nirgends ist ein Hemd mit der richtigen Kragenweite aufzutreiben.

Andreas Ammers dokumentarisches Hörspiel The King is Gone verbindet revolutionäre Praxis mit der Perspektive der Klatschpresse. Es schildert Weltgeschichte als Roadmovie. Und es klingt, als hätten die beiden Brüder Acher von The Notwist, um die Flucht des bayerischen Königs zu vertonen, eine All-Star-Blaskapelle um sich geschart ... was dann – so wie alles in diesem Hörstück – komisch klingen kann, aber in Gestalt der „Hochzeitskapelle“ Tatsache ist. Noch einmal Marx: „Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide.“

Weitere Informationen
Andreas Ammer, geb. 1960, Journalist, Autor, Hörspielmacher. BR Hörspiele u.a. Radio Inferno (mit FM Einheit, 1993, Prix Futura), Apocalypse live(mit FM Einheit, BR/Bayerisches Staatsschauspiel Marstall 1995, Hörspielpreis der Kriegsblinden), Loopspool (1999), Heimspiel (2004), Sehe Dich Istanbul, meine Augen geschlossen(mit Saam Schlamminger, 2007), Have You ever Heard of Wilhelm Reich (mit Console, 2009), Schliersee (2012).

Markus Acher (geb. 1967) und Micha Acher (geb. 1971) sind Mitglieder der 1989 gegründeten Independent Band The Notwist sowie beteiligt an zahlreichen musikalischen Nebenprojekten u.a. Tied&Tickled Trio und Lali Puna. Alben u.a. Notwist (1990), Nook (1992), 12 (1995), Shrink (1998), Neon Golden (2002), Close to the Glass (2014), Messier Objects (2015). 

Andreas Ammer erhielt für "The King is Gone" den Publikumspreis ARD Online Award 2015.
© SWR/Peter A. Schmidt
Andreas Ammer erhielt für "The King is Gone" den Publikumspreis ARD Online Award 2015. © SWR/Peter A. Schmidt

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 2015
  • Erstsendung: 09.10.2015 | Bayern 2 | 21:05 Uhr | 56'40

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: intermedium records 2015

Auszeichnungen

  • Nominiert für den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2015
  • ARD Online Award 2015
  • hr2-Hörbuchbestenliste Februar 2016 (5. Platz)

Rezensionen (Auswahl)

  • Stefan Fischer: Drei Revolten. In: Süddeutsche Zeitung vom 6.10.2015, S. 31.
  • Anne Fromm: Und hinten nölt die Prinzessin. In: taz. die tageszeitung vom 11.11.2015, S. 17.
  • Jochen Meißner: Die Vergangenheit der Menschheit. In: Medienkorrespondenz, Nr. 9 vom 29.4.2016, S. 13.

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