Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Stefan Zweig
Schlimme Zeiten
Nach den Novellen "Die unsichtbare Sammlung" und "Buchmendel" von Stefan Zweig
Vorlage: Die unsichtbare Sammlung; (Novelle), Buchmendel (Novelle)
Bearbeitung (Wort): Hans Bräunlich
Technische Realisierung: Eva Lau, Uta Weinhardt
Regieassistenz: Bert Bredemeyer
Regie: Horst Liepach
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Christian Grashof Autor Dietrich Körner Antiquar Gerd Ehlers Forstrat Gertraud Klawitter Frau Ute Boeden Tochter Horst Hiemer Mendel Erika Grajena Frau Sporschill Gerhard Printschitsch Major Detlef Nier Freund Georg Helge Oberkellner Holger Franke Kellner
Während einer Zugfahrt erzählen sich zwei Herren Begebenheiten aus ihrem Leben:
Der Antiquar aus Berlin reiste in den Jahren der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg in die Provinz nach Sachsen, um einen alten Kunden seines Antiquariats aufzusuchen, dem er Stücke seiner Sammlung abkaufen könnte. Er trifft auf einen alten, erblindeten Sammler von Kunstdrucken, der sich täglich an den Schätzen seiner Sammlung ergötzt, wobei er die Blätter zwar in den Händen hält, sie jedoch nur in seiner Erinnerung sieht, da seine Augen erloschen sind. So weiß er auch nicht, dass Frau und Tochter wegen der akuten wirtschaftlichen Schwierigkeiten große Teile der Sammlung bereits verkauft haben, ohne freilich dabei einen adäquaten Gegenwert erhalten zu haben: Die Geldentwertung während der Inflation schritt zu rasch voran. Der Kunsthändler wird von den beiden Frauen gebeten, die Illusion des alten Manns nicht zu zerstören. Daher muss der Kaufmann unter den plastischen Beschreibungen des Sammlers erschüttert vergilbte Blätter oder billige Nachdrucke betrachten und den vermeintlichen Wert des Gesehenen würdigen.
Der Autor berichtet von einem jüdischen Hausierer in Wien, der ein phänomenales bibliografisches Gedächtnis hatte und ihm in seiner Jugend bei einer speziellen Recherche half, mit der er zuvor vergeblich einen Bibliothekar betraut hatte. Jahre später betritt der Autor wieder das Kaffeehaus, in dem sich der "Buchmendel" aufzuhalten pflegte und erinnert sich seiner, obgleich er ihn zwischenzeitlich vergessen hatte. Keiner der Angestellten des Cafés konnte sich des Buchhändlers erinnern, bis auf die alte Klofrau, die dem Autor vom Schicksal Mendels erzählt: Während des Ersten Weltkriegs wurde er verhaftet und als russischer Staatsbürger interniert. Zwar kam er nach einigen Jahren auf Fürsprache von reichen Kunden wieder auf freien Fuß, doch war er ein gebrochener Mann, der seine außerordentlichen Fähigkeiten verloren hatte.

Produktions- und Sendedaten
- Rundfunk der DDR 1986
- Erstsendung: 30.11.1986 | Radio DDR II | 20:00 Uhr | 55'04
Im Deutschen Rundfunkarchiv verfügbar