Originalhörspiel

Autor/Autorin: Susanne Krahe

Die Fütterung

Technische Realisierung: Rike Wiebelitz, Jeanette Wirtz-Fabian
Regieassistenz: Götz Schmedes

Regie: Jörg Schlüter

In der Szene des dreiteiligen Hörspiels erzählt Raphael, das schwerbehinderte Kleinkind, wie es ist, wenn man von der eigenen Mutter beinahe zu Tode gefüttert wird und dem ratlosen Vater manchmal nichts mehr anderers einfällt, als dem mißlungenen Sohn Schmerzen zuzufügen. Im zweiten Teil bringt ein Zivildienstleistender einer alten Frau Essen. Ein zähes Ringen beginnt. Sie versucht, ihn möglichst lange bei sich zu behalten, während er schnell weiter, zum nächsten Klienten und dann ab ins Wochenende möchte. Zuletzt hören wir vom Spucker. Der alte, ans Bett gefesselte Mann ist vollständig gelähmt und vermag nur noch dadurch einen letzten Rest von - vermeintlicher - Stärke zu demonstrieren, daß er dem Pflegepersonal urplötzlich das Essen ins Gesicht speit. In den drastischen Beschreibungen der Fütterungen gelingt es Susanne Krahe, die Abhängigkeit der Hilflosen sowie die daraus erwachsenden Belastungen für die Helfer eindringlich darzustellen. Das ist mehr als eine Parabel - es ist ein scharf konturiertes und wahrhaftiges Bild der Pflege von Behinderten, von alten und kranken Menschen.

Weitere Informationen
Susanne Krahe, geboren 1959, ist evangelische Theologin und arbeitet seit ihrer Erblindung als freie Autorin in Unna. Nach dem Paulus-Roman "Das riskierte Ich" (1991) erschienen 1996 "Auf Maulbeerbäumen sitzt es sich nicht sehr bequem. Biblische Anstößigkeiten" und "Blinden-Blick. Reisen in das beschädigte Leben". Der WDR produzierte zuletzt ihr erstes Hörspiel "Grenzgang" (1997), von der Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt ausgezeichnet als "Hörspiel des Monats".