Originalhörspiel

Autor/Autorin: Hartmut Geerken

hexenring

ein interaktives hörspiel

Technische Realisierung: Günter Heß, Kristina Schulze

Realisation: Hartmut Geerken

"ein hexenring ist in der mykologie die kreisförmige anordnung höherer pilze. treten keine hindernisse auf, wachsen die fruchtkörper in kreisen, die inneren teile des systems sterben ab, die äußeren wachsen kreisförmig weiter. technik isoliert das gesellige wesen mensch, obwohl sie kommunikation verspricht, sogar globale. zum beispiel so: einer sitzt in seinem zimmer und schaltet das radio an. er hört eine stimme. er kann einen dialog versuchen, aber die stimme aus dem lautsprecher kümmert das nicht. er kann gegen das radio anschreien, aber die stimme aus dem lautsprecher bleibt sachlich oder freundlich oder leise oder unverbindlich oder angenehm. oder: einer in seiner stube nimmt den telefonhörer ab und wählt eine nummer, auf der anderen seite des planeten meldet sich eine stimme. ein dialog entsteht. - die beiden kommunikationsmedien radio und telefon werden in "hexenring" vernetzt. das radio steht mit bestimmten hörern (autoren, musiker, künstler, freunde) per telefon in kontakt, d.h. hörer können in das geschehen dieses hörspiels eingreifen, hörer im sendebereich können sogar auf das gehörte reagieren. bestimmte hörer haben demokratischen anteil daran, was überhaupt während der sendezeit dieses hörspiels gehört und gespielt wird. die kommunikation über die hilfsmittel radio und telefon wird nicht leicht und ungebunden sein wie etwa mit einem leiblichen partner, sondern eher roboterartig, aus der vereinzelung heraus. während der gesamten dauer des hörspiels spielen/sprechen famoudou don moye (art ensemble of chicago) und hartmut geerken unabhängig von den telefonanrufen im hörspielstudio. moye und geerken haben die möglichkeit, auf die ankommenden telefonanrufe zu reagieren. eine regiemäßige ordnung der hörerbeiträge ist nicht beabsichtigt. die hörerbeiträge organisieren sich selbst in dissipativen strukturen. ein offenes ungleichgewichtiges system drängt vorwärts" (H. Geerken).